1928 - 1952 Studie 25 Jahre Retuschen im Ätztiefdruck



Die Retuschen sind ursprünglich nicht für den Sammler geschaffen worden. Es ging darum, das Markenbild einheitlich und sauber zur Geltung zu bringen. Verschiedene Plattenfehler, auch Ätzfehler, konnten so elegant korrigiert werden. Anfänglich war die Übertragung auf den Zylinderumfang nicht einwandfrei. Man produzierte wegen vielen technischen Problemen und Defekten eine Unzahl von Plattenfehlern, Druckfehlern, etc. Gleichzeitig wollte man auch korrigierend eingreifen und retuschieren, d.h. flicken und ausbessern. Man retuschierte nicht immer mit den gleichen Voraussetzungen. Zum Beispiel finden wir bei den Pro Juventute-Marken zwischen 1940 und 1946, mit Ausnahme der Fleckretuschen, fast keine weiteren Retuschen. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei allen anderen Marken aus dieser Zeit. Hingegen war man aktiver von 1929 bis 1940 und auch nach 1946.


Anfänglich ist dies, mindestens in Einzelfällen, während des Drucks geschehen. Dadurch sind bekannte und vor allem auch seltene Teilauflagen entstanden. Die verschiedenen Retuschierarten sind damals umfassender angewendet worden als später. Folgende Retuschen sind entstanden:


·        Fleckretusche

·         Punktretusche

·          Strichretusche

·          Kreisretusche

·          Ovalretusche


Die Retuschiertechnik war bis Ende 1946 keineswegs gefestigt. Man versuchte vieles, hatte dazu aber weder die Lösung noch die Genauigkeit, und vermutlich fehlten während des Krieges auch die Mittel, um feinste Retuschen entstehen zu lassen. Ganz speziell die Fleck- und Punktretuschen sind bis heute zu wenig beachtet worden. In meiner Studie habe ich diese Retuschen besser zur Geltung gebracht. Die Altstoffmarken sind ein Beispiel umfassender Fleck- und Punktretuschen.


Chaotisch muss es wohl zu und her gegangen sein bei den Postjubiläumsmarken 1949: Nummern 291 bis 296. Wohl hatte man eine bereits verfeinerte Technik. Verschiedene Retuschen, Plattenfehler sind teilweise kaum mehr sicht- und erfassbar. Erst anfangs der 50iger Jahre hatte man die Strichretuschen so verfeinert, dass sie einen soliden Eindruck hinterlassen. Bestätigt wird diese Technik durch die Sondermarken für die Automobilpostbüros. Was wir im Jahr 1942 Jahren mit den Altstoffmarken hatten, erfährt jetzt eine Neuauflage bei den Automobilpostbüromarken. Eine Unzahl Retuschen auf beiden Marken, feinst ausgeführt, führte dazu, dass die Fleck- und Punktretuschen von damals keine Chancen mehr hatten. Wir hatten endlich die allseits bekannte Technik, welche uns bis 1967 begleitet hat. Nach diesem Datum sind Korrekturen nicht mehr sichtbar, da diese nicht mehr von Hand, sondern vollautomatisch erfolgten.

 

Wie ich während meiner Forschungstätigkeit festgestellt habe, ist das Wort „Ätzfehler“ sowohl für Plattenfehler als auch für Retuschen verwendet worden. Wenn man die richtige Wortwahl nicht gefunden hat, versuchte man es mit dem Wort Ätzfehler. Um dieser volatilen Sichtweise entgegen zu treten, verzichte ich in meiner Studie auf diese ungenaue und verwirrende Wortwahl.

 

Bis heute hat man bei Unsicherheiten die Fehler mehrheitlich den Plattenfehlern zugeordnet. Das ist nicht meine Sichtweise, denn wenn ich schon eine Studie über Retuschen verfasse, dürfen unsichere Fehler notiert werden, in der Meinung, dass Korrekturen Kollegen oder einer späteren Generation überlassen bleiben. Weshalb eine solche Studie über Retuschen? Die Retuschiertechniken faszinieren und sind fassbar. Eine solche Zusammenfassung kann man abschliessen und veröffentlichen. Dies ganz im Gegensatz zu den endlos produzierten Plattenfehlern von feinst bis übergross.


Einige wichtige und wesentliche Details zu den Retuschen


·          Die Retuschen schreiben mehr Geschichte als die Plattenfehler.

·          Die Retuschen sind fassbarer als die Plattenfehler.

·          Es gibt in 25 Jahren (1928 – 1952) eine begrenzte Anzahl Retuschen.

·          Die unterschiedlichen Retuschierarten sind durch die technische Entwicklung, den Stillstand während des 2. Weltkrieges sowie durch verschiedene Retuscheure, etc. entstanden

·          Durch die Retusche kommt auch der persönliche Stil eines Mitarbeiters zum Ausdruck.

·          Die erste Retusche haben wir bereits bei der PJ-Ausgabe 1928

·          Die Retusche, speziell die Fleckretuschen, sind bis heute vernachlässigt worden.

·          Die ersten Fleckretuschen gibt es bereits bei der PJ-Ausgabe 1931

·          Die Retuschen gibt es während 40 Jahren (1928 – 1968).

·          Die Retuschen resultieren aus verschiedenen Plattenfehlern.

·          50‘000 Plattenfehler sind weniger interessant als 1‘000 Retuschen.

·          Eine Retusche ist nie ein Ätzfehler.


Da mich auch die Retuschen der verschiedenen Rasterfehler begeistert haben, sind auch diese möglichst vollzählig notiert worden. Eigentlich habe ich mit meinen Recherchen bei 1929 angefangen. Dank der Aufmerksamkeit eines Kollegen notieren wir mit der PJ 48.2. von 1928 einen Plattenfehler, der anschliessend (48.3.) retuschiert worden ist. Eine sehr seltene Retusche, welche bis heute nur in einem Exemplar vorhanden ist. Dies gilt auch für den Plattenfehler. Es ist davon auszugehen, dass sowohl der Plattenfehler als auch die Retusche nur in Teilauflage existieren.


Nicht unterwähnt will ich lassen, die Retusche der Sonnenstrahlen des deutschen PJ-Vorläufers. Die 3 Vorläufer sind allerdings im Einfarben-Steindruck hergestellt worden.

PJ    I.3.01                   Ret. der Sonnenstrahlen rechts                                     12. Marke         B/C-7

 

Jede Marke, von der in meiner Studie eine Retusche notiert worden ist, erhält eine gesamtheitliche Betrachtung. Auch wenn es sich ursprünglich um einen Plattenfehler mit einer anderen Nummer handelte, ist dieser Fehler zum Aufzeigen des Vorganges notiert worden. Es sind somit alle Fehler wie folgt festgehalten:

 

Beispiele der farblichen Darstellungen:                          Bogen             Marke             Feld

 

1.      Normale Retuschen ohne Untermalung:

 

277.3.               Ret. unter der 7 und dem Bindestrich                D111                09. Marke         B-5

 

2.      „Fleckretuschen mit hellvioletter Untermalung:

 

231.By.3.          Ret. hell umrandete Stelle über 30                     B1                    50. Marke         G-7

 

3.      „Retuschierte Rasterfehler“ mit hellgrauer Untermalung

Mit Ergänzung der Rasterfehlernummer

 

281.3.               Ret. über dem Kopf (281.4.08.a)                       C11                  19. Marke         A-7

 

4.      „Nicht retuschierte Rasterfehler“ mit hellgrüner Untermalung

Mit Ergänzung „nicht ret.“ – Die Rasterfehler werden nur dann notiert sein, wenn sie im Zusammenhang mit Retuschen stehen.

 

255.4.16           Rf.   im Bereich des O von Pour, nicht ret.         C211, 221, 222    16. Marke         B-4      

 

5.      „Plattenfehler“ mit brauner Untermalung

Die Plattenfehler werden nur im Zusammenhang mit einer Retusche notiert.

 

240.2.               Pf.   roter Punkt zwischen Kirche und Rand       A1                    15. Marke         C-12

 

6.       „Abgebildete Retuschen“   - Die Beschriftung wird rot hervor gehoben.

Plus passende Untermalung, sofern notwendig.

 

228.Bz.3.01      Ret. unter 1939                                                A1                    26. Marke         B/C-2

 

 

   Ungefähre Statistik über Fleckretuschen von 1933 – 1949

   (Der effektive Beginn wäre eigentlich mit der Ausgabe der PJ-Serie 1931)

 

 

Werbe-

marken

Flugpost-

marken

 Pro Juventute- marken

Pro Patria- marken

Zuschlags-marken

total

Prozentual   

1933

 

 

8

 

 

8

            5.44

1934

 

 

 

 

 

 

 

1935

 

 

2

 

 

2

            1.36

1936

 

 

4

 

 

4

            2.72

1937

6

 

 

 

 

6

            4.08

1938

1

 

 

1

 

2

            1.36

1939

12

 

4

 

 

16

          10.88

1940

 

 

11

 

11

            7.48

1941

1

 

1

1

 

3

            2.04

1942

29

 

2

3

 

34

          23.14

1943

 

3

1

2

 

6

            4.08

1944

4

 

2

10

 

16

          10.88

1945

8

 

1

1

1

11

            7.48

1946

 

 

 

 

 

 

 

1947

14

 

1

7

 

22

          14.98

1948

1

 

1

1

2

5

            3.40

1949

1

 

 

 

 

1

            0.68

 

77

3

27

37

3

147

        100.00

 

 

1933 – 1938      14.96 %

1939 – 1944      58.50 %

1945 – 1949      26.54 %

T o t a l           100.00%


Aus der obigen Darstellung geht hervor, dass während der Jahre 1939 bis 1944 am meisten Fleckretuschen entstanden sind. Sehr viel dazu beigetragen haben die Altstoffmarken, bei welchen gegenwärtig

29 Fleckretuschen notiert sind. Es ist davon auszugehen, dass bei den Altstoffmarken ungefähr 50 verschiedene Fleckretuschen existieren. Ferner muss angenommen werden, dass immer wieder die gleiche Person diese Fleckretuschen produziert hat.

 

Die obige Zusammenfassung sowie die notierten Fleckretuschen erheben nicht Anspruch auf Vollständigkeit. Die nachfolgenden Detailangaben werden laufend ergänzt. Die Forschung wird weiter geführt. Sie hängt vielfach vom bestehendem Bogenmaterial ab, das erforscht werden muss.

 

Um die einzelnen Retuschen und Plattenfehler zu finden, ist der Abartensucher unerlässlich.

 

Wie werden die Bögen und die Farben bestimmt?

 

Stellvertretend wird eine Ausgabe mit 6 Marken dargestellt.

 

1949  100 Jahre Eidgenössische Post                          1949  75 Jahre Weltpostverein

Nummern 291 – 293                                                     Nummern 294 – 296

 

100 Jahre Eidgenössische Post 1849 – 1949                  75 Jahre Weltpostverein 1874 – 1949

 

291                  A 1 1 1 – D 1 1 1                             294                A 1 1 – D 1 1

                                                                                                  A 1 2 – D 1 2                                                                                                                  
                                                                                                              A 2 2 – D 2 2

 

292                  A 1 1 1 – D 1 1 1                            295                  A 1 1 – D 1 1

                                   A 2 1 1 – D 2 1 1                                                    A 2 2 – D 2 2

                                  A 3 2 2 – D 3 2 2, kleine Auflage

 

293                  A 1 1 1 – D 1 1 1                            296                  A 1 1 – D 1 1

                                   A 2 1 1 – D 2 1 1

 

 

Die vorstehenden Angaben bedeuten folgendes:

 

291                  A 1 1 1 – D 1 1 1

A – D               ist der Zylinderumfang, d.h. der Zylinder umfasst 4 Bogen

A 1 1 1 – D 1 11     ist gleichzeitig auch der Passer für die Druckbögen A - D

                        Die 1 Farbe „grau“ beansprucht in der Regel die grösste Druckfläche.

                        Die 2. Farbe „gelb“ beansprucht in der Regel die zweitgrösste Druckfläche.

                        Die 3. Farbe „rot“ beansprucht in der Regel die drittgrösste Druckfläche.

 

 

Abschliessend danke ich meinen Kollegen, die mir mit Material und Daten geholfen haben, das Werk zu vervollständigen. Es sind dies: Walter Aebi, Herbert Höhn, Thomas Thut und Josef Dittli. Mein Dank gilt aber auch unserem verstorbenen Kollegen Heiri Kubli, dessen Handnotizen viel zum guten Gelingen, speziell bei den Rasterfehlern, beigetragen haben.

 

Die gesamte Studie umfasst 48 Seiten mit Werbemarken, PJ, PP, Flugpost und Zuschlagsausgaben.

 

Spreitenbach, 31. Dezember 2011                                                     © Hanspeter Lienberger

Zurück zum Inhaltsverzeichnis         Zurück zum Anfang