Pro Juventute Frankaturen 1913 - 1962
von Jean-Claude Fahrny
Die Pro Juventute-Marken haben mich schon als Kind fasziniert, besonders
die Schmetterling-Serien der 50-er Jahre fand ich sehr attraktiv. Als mich
Vereinskollegen vor einigen Jahren anfragten, ob ich beim Swiss-Champion-Wettbewerb
mitmachen wolle, habe ich mich nach anfänglichem Zögern entschlossen,
dies mit dem Gebiet «Pro Juventute» zu wagen.
Der erste Schritt, die Erstellung eines Sammlungsplanes, erwies sich als
schwieriger als erwartet. Die Sammlung muss chronologisch aufgebaut sein,
wobei es für dieses traditionelle Sammelgebiet nicht allzu viele
Gliederungs-möglichkeiten gibt.
Beim «Swiss-Champion» beginnt man mit 2 Rahmen, also 24 Blättern. Mit
jeweils einem Blatt pro Jahrgang könnte ich also nur einen Bruchteil der
Ausgaben zeigen. Meiner Idee, einmal einen ganz anderen Ansatz zu wählen, entsprang
dann der Entschluss, das Exponat auf Frankaturen zu konzentrieren.
Die Sammlung ist dabei nach postgeschichtlichen Kriterien, d.h. nach den
verschiedenen postalischen Dienstleistungen gegliedert.
Besonders interessant sind alle nicht alltäglichen Belege, wie z.B.
Gerichtsakten,
R-Sendungen mit Rückscheinbegehren, Briefe ins Ausland vor 1921
(Abb.1) oder Belege mit besonderen Frankaturen. Manchmal braucht es viel
Glück, wie die kleine Geschichte um den Luftpostbrief nach San Francisco
(Abb.2) zeigt: Eines Tages schrieb mir mein Brieffreund aus Kanada, dass er
einen speziellen Brief an einer Börse gesehen habe. Ich war sehr interessiert,
und er veranlasste, dass mir der Händler eine Kopie zukommen liess. So hatte
ich Gelegenheit, dieses Stück, das aus meiner Sicht seltener ist als eine Basler
Taube, zu kaufen.
Ohne meinen Freund würde ich heute nicht einmal wissen, dass es so etwas
gibt. Diese kleine Geschichte zeigt auf eindrückliche Art, wie wichig es ist,
nicht alleine in seiner Ecke zu sammeln. Man muss mit Leuten zusammenkommen,
mit ihnen über die Sammelgebiete sprechen! Kollegen und Freunde
sind auch in der Philatelie wichtig. Ohne die Kollegen aus dem
Philatelistenverein wäre meine Sammlung bei weitem nicht so interessant. Es gibt
auch immer wieder Neues zu entdecken, und die Freude an der Sammlung
wächst mit jedem neu gefundenen Beleg.
Bis zum Weltpostvereins-Kongress von Madrid im Herbst 1921 waren
Wohltätigkeitsmarken nur im Postverkehr mit folgenden Länder gültig: Bayern, Campione, Dänemark,
Italien, Liechtenstein, Portugal, Russland und Ungarn. Die Frankatur auf diesem Brief wurde nicht
akzeptiert, obwohl es sich bei der Destination um eine portugiesische Kolonie handelte. Der
Brief wurde nach der Zensur von Lourenço Marques im Ankunftsort Chinde mit 60 Reis
nachtaxiert.
Seltener als eine Basler Taube? Im Dezember 1926 existierte noch keine
Transatlantik-Flugpost-verbindung nach USA. Dieser Brief wurde per Schiff nach New York und von dort mit der
amerikanischen Luftpost nach San Francisco befördert. Die amerikanische Luftpostmarke wurde in
der US-Botschaft in Genf gekauft, und der Brief wurde bereits in der Schweiz
mit dieser Marke versehen. Gemäss UPU-Regeln war es erlaubt, besondere Dienstleistungen im
Bestimmungsland mit ausländischen Marken vorzufrankieren.
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Zurück zum Anfang