Die Postgeschichte von Schinznach-Bad

von Thomas Peter

Seit längerer Zeit sammle ich Unterlagen, Ansichtskarten, Briefe und Belege von Schinznach-Bad / Birrenlauf. Da ist einiges zusammen gekommen, aber viele offene Fragen zu den gesammelten Belegen waren (noch) nicht beantwortet. Im Verein wurde ich ermuntert die Sammlung für eine Teilnahme an der „Swiss Champion“ vorzubereiten. Es gehört zu den erstrebenswerten Zielen jedes Vereins, im Swiss Champion erfolgreich teilzunehmen. In der Gruppe sind 5 Teilnehmer aus dem gleichen Verein die ihre Sammlung ausstellen und bewerten lassen. Unter dem Pseudonym „Baregg“ haben wir im 2009 in Bulle (Stufe III) erfolgreich ausstellen können. Im 2010 konnten wir den Titel auf Stufe II in Luzern erfolgreich verteidigen können. Nun bin ich am vorbereiten der Belege und Blätter für die Stufe I. Der Wettbewerb „NABA 2012“ findet vom 4. bis 7. Oktober in Stans statt.

Geschichte Schinznach-Bad

1654 entdeckte man auf dem Gemeindegebiet von Schinznach eine schwefelhaltige Quelle, die allerdings 1670 durch eine Überschwemmung verschüttet wurde. Die Schinznacher Quelle wurde 1691 wiederentdeckt, diesmal aber auf der rechten Aareseite bei Birrenlauf . In der Folge entstanden zahlreiche Gebäude für den Kurbetrieb. Das neue Heilbad wurde trotzdem nach Schinznach benannt. Das Kurbad war 1761 Gründungsort der Helvetischen Gesellschaft, die eine radikale Änderung der bestehenden Herrschaftsstrukturen anstrebte. Im März 1798 war es dann soweit: Die Franzosen eroberten die Schweiz, entmachteten die „Gnädigen Herren“ von Bern und proklamierten die Helvetische Republik. Die Gemeinde gehört seither zum Kanton Aargau.

Die politischen Wirren hatten jedoch kaum Einfluss auf den Kurbetrieb, der weiterhin florierte. Viele Gäste, die nach „Schinznach Bad“ kamen, waren sich nicht bewusst, dass sie sich eigentlich in der Gemeinde Birrenlauf aufhielten. Als am 15. Mai 1858 ein Bahnhof namens Schinznach-Bad eröffnet wurde und die Post später diesem Beispiel folgte, führte dies oft zu Verwechslungen. Aus diesem Grund benannte sich die Gemeinde 1938 offiziell in Schinznach-Bad um, während das ursprüngliche Schinznach den Zusatz „Dorf“ erhielt.


Aufbau der Sammlung:

Postablage Bad Schinznach 1830 - 1873Schinznach-Bad 1873 - 1913Postablage Birrenlauf 1835 - 1913Stationsstempel Schinznach-BadBahnpostSchinznach-Bad 1913 - heute
Die folgenden Abbildungen zeigen eine kleine Auswahl aus der Sammlung.

Postablage Bad Schinznach 1830 - 1873

Im Bad Schinznach wurde ab 1830 eine Postablage der Kurverwaltung betrieben.

Stempel der Ablage, Winkler 2076a in rot ab 1830 bis 1839

Brief vom 3. August 1830 nach Savigny
Porto 10 Kreuzer, vom Empfänger bezahlt (2 Kreuzer Aargau + 8 Kreuzer Fischer)


Stempel der Ablage, Gruppe 160, (Hotelpost privat), von 1858 bis 1866 in schwarz
Transitstempel Aarau, Gruppe 115 - PD, Gruppe 13B
Transitstempel Suisse St.Louis, Taxzonenkennziffer 1 (Durchgangsbüro St. Louis), Gruppe 170
Briefe aus dem Postbereich Basel und Zürich mit den angrenzenden Kantonen wurden in Hüningen
mit 7 A.E.D ( Affranchir à l’Etranger jusqu’à Destination) in oval abgestempelt.
Der Stempel in Rot war vom 5. Dezember 1832 bis 26. November 1862 im Einsatz.

Brief vom 26. Juni 1860 nach Strasbourg / Frankreich
Porto 40 Rp. für Brief aus der Schweiz ins übrige Frankreich, gültig vom 15. August 1859 bis vom 30. Juni 1875



Schinznach-Bad 1873 - 1913

Ab dem 1. Mai 1873 hiess die Postablage nun Schinznach-Bad.
Zwischen 1882 bis 1884 und 1899 bis 1912 war die Ablage nur noch im Sommer in Betrieb, geöffnet vom 1. Mai bis 30. September.
Die Zustellung während der übrigen Zeit erfolgte durch die Ablage Birrenlauf.

Stempel der Ablage, Gruppe 141B

Tüblibrief im Fernverkehr nach Büttisholz vom 10. Juni 1874
Porto 10 Rp. für Brief bis 15 Gramm im Fernverkehr (über 2 Wegstunden in gerader Linie),
gültig vom 1. September 1871 bis 30. November 1891
5 Rp. fehlen, 10 Rp. Strafporto (doppelter fehlender Betrag)


Postablage Birrenlauf 1835 - 1913

Ab 1835 besorgte ein Postläufer von Brugg zweimal wöchentlich die Postzustellung nach Birrenlauf.
1857 wurde eine Postablage eingerichtet, erster Posthalter war Dan. Werder.
Er wurde am 1. Mai 1858 von Joh. Werder, Lehrer abgelöst.
Die Jahresbesoldung betrug Fr. 100.-. Er blieb bis am 1. August 1867.

Stempel der Ablage, Gruppe 40 in schwarz
Blaue eidgenössische Raute von Brugg
Blauer Fingerhutstempel Mellingen 14. Dec. 53, Gruppe 104 I (Rückseite)

Brief nach Niederwil, Bez. Bremgarten, vom 13. Dezember 1853
Porto 10 Rp. für Brief der 1. Gewichtsstufe (bis ½ Loth) in den 2. Rayon


Stationsstempel Schinznach-Bad

Stationsstempel Schinznach 6 2 (6. Februar), Gruppe 155B
Bahnpoststempel Bern-Zürich, Gruppe 83D, Ankunftsstempel Brugg, Gruppe 147B
Der Zug Nr. 40 der Centralbahn verkehrte von Thun über Bern nach Olten, als Anschlusszug Nr. 13 nach Aarau.
Von dort mit Zug Nr. 22 der Nordostbahn weiter, mit Halt in Schinznach-Bad, wo der Brief im Postwagen mitgegeben wurde.

Faltbrief nach Brugg vom 6. Februar 1869
Porto 5 Rp., Brief bis 10 Gramm im Nahverkehr (bis 2 Wegstunden), gültig vom 1. Juli 1862 bis 31. August 1871


Bahnpost

Stempel der Ablage, Gruppe 160
Bahnpoststempel Bern-Romanshorn, Gruppe 86A - PD, Gruppe 13
Der Brief wurde durch den Ablagehalter direkt im Bahnpostwagen abgegeben.

Brief vom 6. August 1869 nach Monza
Porto 30 Rp., gültig vom 1. Juli 1862 bis 30. Juni 1875



Schinznach-Bad 1913 - heute

Die Sommerpoststelle im Kurhaus Schinznach-Bad wurde am 30. September 1912 endgültig geschlossen.
Die Schliessung der Postablage Birrenlauf folgte am 30. April 1913.
Die Gemeinde Birrenlauf behielt ihren Namen bis 1937.
Am 1. Mai 1913 wurde in Schinznach-Bad im Chalet bei der Bahnstation ein Postbüro der 3. Klasse eingerichtet.
Hans Werder, Ablagehalter in Birrenlauf wird zum Posthalter und Briefträger ernannt.
Die Jahresbesoldung beträgt Fr. 2'400.-.

Segmentstempel K 86, Typ A, im Einsatz vom 6. Juli 1950 bis 21. Februar 1965

Brief vom 26. Oktober 1954 nach Koblenz
Porto 20 Rp. für Brief bis 250 Gramm im Fernverkehr, gültig vom 1. Januar 1921 bis 30. Oktober1967



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